1963 - 1968

was machen eltern mit halbwüchsigen kindern, selbstbewusst erzogen, neugierig, lebenslustig, eigensinnig?
vor allem die tochter, die skeptisch in frage stellt, hitzig diskutiert, genau spürt, der vater steht letztlich immer hinter ihr?
sie gehen einen kompromiss ein.
im keller der villa wird ein partyraum eingerichtet, mit guter musikanlage, lichteffekten, einer bar.
der sohn ist 19, die tochter 15.
die freunde und freun<% image name="27" %dinnen kommen hauptsächlich aus wien, per moped, per auto, per bahn.
samstag ist partytime mit übernachtung inklusive, rock and roll, rauchen im heizraum, rauchen im partykeller, je nachdem was.
die gästezimmer belegt, sonntag gegen mittag mutters brunch für alle.

"weisst du, es war mir damals wichtig das ganze irgendwie unter kontrolle zu haben, im eigenen haus, so wusste ich immerhin dass ihr nicht mit autos herumfährt, wie die freunde sind, mit denen ihr die nächte verbringt.
druck erzeugt gegendruck, ihr hättet euch nicht stoppen lassen !"

wie wahr, wie wahr!

schnell kam auch sex dazu.
ich entflammte heftig in h., der war 20, fuhr einen oldtimer, kam mit seinen brüdern jede woche aus penzing zu uns nach purkersdorf und wusste schon viel.

er musste warten, bis ich ihm zu pfingsten einlud, ich hatte einen picknickkorb gepackt, wusste von einer romantischen waldlichtung und war bereit.
dieser nachmittag gehört zu einer meiner schönsten erinnerungen.
heute weiss ich wie selten das ist und welch glück ich hatte.

vater merkte was passiert war.
er sprach mich vorsichtig darauf an und ich gestand.
wir einigten uns darauf, mutter vorerst zu verschonen, ein skandal hätte niemandem genützt.
h. wurde mehrere abende von vater in den salon gebeten, zu einem männergespräch mit musik und whisky.
das hat er gut gemacht, der junge mann war sehr beeindruckt und ging behutsam und achtsam vor.
ich schwebte im 7. prinzessinnenhimmel und war die partyqueen.



irgendwann merkte auch mutter dass die kleine irgendwie nicht mehr so klein war, sie hielt mir lange vorträge über verhütung (wo ich doch längst wusste, dies ist bitte reine männersache !) rügte mein frühreifes verhalten, war ziemlich entsetzt.
mich liess das völlig kalt, denn zu diesem zeitpunkt wusste ich es bereits: meine freundin I. war schwanger.
von meinem bruder.

es gab eine hochzeit in weiss, was mir gar nicht gefiel, I. zog zu uns, mein neffe wurde geboren.
meine mutter war glücklich ein baby zu umsorgen, die partys gingen noch eine zeitlang weiter, andere paare bildeten sich, wir wurden alle langsam erwachsen.

ich arbeitete in der werbeabteilung der damaligen zentralsparkasse, verbrachte viele nächte mit h. im atrium, im steckenpferd, in der tenne, im cafe savoy,...
bei ihm in penzing fühlte ich mich wohl, mit ihm fuhr ich auf die insel rab um zu urlauben, ich lernte von ihm autofahren, machte den führerschein.
ich plante unsere zukunft und trug einen verlobungsring.
suchte ein grundstück im irenental aus, dort war ich ja als kind auf tante madelaines gut erlschachen so glücklich gewesen, dort wollte ich mit h. glücklich sein.


da musste er es mir gestehen: er stand kurz vor der hochzeit mit einer jungen frau, die für seine karriere, für seine zukunft besser geeignet schien.
mit ihr würde er das haus auf dem grundstück bauen.

(er hatte recht. heute bin ich froh darüber. gattin eines verkaufsdirektors in der autobranche wär nichts für mich gewesen.)
doch damals sah ich das anders. ganz anders.
mir brach das herz.
ich weinte, ich tobte, ich kündigte meine gute stelle.
ich zerschnitt seine hemden.
ich zertrümmerte seine geschenke.
ich litt.

wir schreiben das jahr 1968, im herbst stand mein 20. geburtstag bevor.

meine eltern waren ratlos.
doch vater hatte eine idee, die mich wieder ins leben rief.
Jossele - 6. Apr, 08:59

Phu jetzt bin ich erschrocken, ... Penzing, Purkersdorf, Atrium, Tenne, ...
Aber ich war erst ein paar Jahre später dran.

Zumindest mit deinem Vater hast du offensichtlich eine gute Wahl getroffen. Ziemlich untypisch für diese Zeit.

datja (Gast) - 6. Apr, 09:25

;)
kein grund zum erschrecken: ich hab niemandem was getan...
ja, vater war untypisch.
sehr.
nömix - 6. Apr, 09:30

Und dann war da noch der Schödl in Tullnerbach, dazumals die heißeste “Event-Location“ zwischen Hütteldorf und Neulengbach. ;)

datja - 6. Apr, 12:00

;)))

exakt !!!
und die kukurruz-bar, die kangaroo-bar und bissi später das borsalino in purkersdorf, und wie sie alle hiessen...
Elisabetta1 - 6. Apr, 12:11

staunen! bewunderung für den vater, so eine offenheit an den tag gelegt zu haben.
gedanken an die eigene jugend - "glas_sturz_gefühl" ;-( und....?
liebeskummer blieb uns beiden nicht erspart. ;-))

datja - 6. Apr, 13:59

wie wir wissen hat jeder vorteil auch nachteile.
mein männerbild war positiv besetzt, voller selbstverständnis agierte ich in dem wissen, jemand sorgt immer für mich.
komme was wolle.
später gab es unsanftes erwachen, doch davon später.
und mühsam musste ich lernen auf mich selbst aufzupassen.
damit tu ich mir noch immer schwer...
aber ich bin sehr froh dass es so war wie es war !!!

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