Dienstag, 6. April 2010

1968 -1975

vater schenkte mir zu meinem 20. geburtstag ein unvergessliches erlebnis.

obwohl meine eltern alleine verreisten und ich herkömmliche familienurlaube nicht kannte, ich erinnere nur drei urlaube zu viert, nämlich ossiachersee, attersee und lignano, dafür wurde ich auf kurze fahrten mitgenommen: immer wieder zur adeligen mutter meines vaters in klagenfurt, ostern und/oder pfingsten sowieso in venedig, salzburg, tirol, verwandtenbesuch in münchen.





aber mit 20 machte ich die kreuzfahrt meiner eltern mit, ziel waren die ausgrabungen in griechenland und der westlichen türkei.

von purkersdorf bis nach ancona weinte ich im auto um h.
liebeskummer lohnt sich nicht, mein darling...
aber sag das einer tief enttäuschten, die sich alt und übriggeblieben fühlt, nicht gut genug, weggeworfen.
mutter seufzte entnervt .
vater hatte verständnis.
ich checkte tränenverhangen mit meinen eltern ein.
die suite erster klasse meiner eltern kam für mich nicht in frage, sowohl sie als auch ich wollten alleine schlafen.
mein refugium, spät gebucht, gefiel mir nicht, schien mir aber passend für meinen seelenzustand.
die ersten zwei nächte verbrachte ich trauernd und alleine an deck, glitzernde sterne, voller mond, sanftes schaukeln.
am dritten tag übersiedelte ich mit sack und pack zu nicholas.
tja.
erster offizier, anfang 50, verheiratet in athen, charmant, witzig, klug.
mutter war entsetzt, vater versprach sich heilung der traurigen tochter. er sass mit nicholas lange in der bar und führte wieder einmal ein männergespräch.
dann traf ich meine eltern 14 tage nur mehr sehr sporadisch, alle waren zufrieden.
ich vergass meinen kummer, liess mir früchte und nüsse bringen, erkundete die kommandobrücke, die mein lieblingsplatz wurde, wartete bei landgängen auf nicholas, der mir exklusiv die griechischen inseln zeigte.
auch sonst allerhand mir bis dahin unbekanntes.
ich war eine aufmerksame, begeisterte schülerin, mein lachen kehrte zurück.
bei der heimfahrt weinte ich wieder, aber es war anders, leichter, und nach unserem zwischenstop in venedig war es vorbei.

wieder daheim genoss ich 3 jahre sehr unbeschwertes leben, mit eigener wohnung, einem roten mini 1000, einem basset-hound an der leine, lernte in wien studenten-WGs kennen, ging dauernd demonstrieren, wurde linker als links.

bekam die stelle als assistentin von dr. u., der eine zeitung für die juden in der diaspora herausgab, liebte das büro über dem tempel und lernte die letzten enkel der tante jolesch kennen.
pendelte zwischen wien, baden und bad gastein, bereiste israel und was "der jiddischte goi von wien."
ich lernte in dieser zeit alles wirklich wichtige für mein späteres leben. diskutieren, klären, nachdenken, feste feiern, bälle in der hofburg organisieren, vergangenheit bewältigen, weiterleben.
nicht zu vergessen die einsicht, dass arbeiten im kaffeehaus eine eigene qualität bringt, die es zu pflegen gilt.
leider wachte dr u nach einem mittagsschläfchen nicht mehr auf.
sein junger nachfolger, der aus tel aviv nach wien kam, der war ganz anders und ich gab diese stellung auf.

beim shaken in einem wiener lokal lernte ich r kennen, der aus einem osttiroler seitental in die grosse stadt geflüchtet war, voller lebenslust und energie.
da es damals geld von staat gab wenn sich zwei das ja-wort gaben heirateten wir.
so konnten wir auf staatskosten nach yugoslawien fahren, um möglichst hüllenlos die inseln des heutigen kroatien zu geniessen.
rab, pag, cres ...
herrlich.
nach zwei jahren waren wir wie vereinbart wieder geschieden und gingen getrennte wege.
ein einziges mal war ich in seinem heimatdorf in osttirol, sehr skurille erfahrung für mich.
seine eltern waren sehr froh dass aus uns nichts wurde.

bei der firma kodak heuerte ich als sachbearbeiterin in der repro-abteilung an, sass in einem großraumbüro, schrieb englische briefe, trug kostümchen.
begann, die erfolgsleiter zu erklimmen.
aber es wurde mir fad.

1963 - 1968

was machen eltern mit halbwüchsigen kindern, selbstbewusst erzogen, neugierig, lebenslustig, eigensinnig?
vor allem die tochter, die skeptisch in frage stellt, hitzig diskutiert, genau spürt, der vater steht letztlich immer hinter ihr?
sie gehen einen kompromiss ein.
im keller der villa wird ein partyraum eingerichtet, mit guter musikanlage, lichteffekten, einer bar.
der sohn ist 19, die tochter 15.
die freunde und freun<% image name="27" %dinnen kommen hauptsächlich aus wien, per moped, per auto, per bahn.
samstag ist partytime mit übernachtung inklusive, rock and roll, rauchen im heizraum, rauchen im partykeller, je nachdem was.
die gästezimmer belegt, sonntag gegen mittag mutters brunch für alle.

"weisst du, es war mir damals wichtig das ganze irgendwie unter kontrolle zu haben, im eigenen haus, so wusste ich immerhin dass ihr nicht mit autos herumfährt, wie die freunde sind, mit denen ihr die nächte verbringt.
druck erzeugt gegendruck, ihr hättet euch nicht stoppen lassen !"

wie wahr, wie wahr!

schnell kam auch sex dazu.
ich entflammte heftig in h., der war 20, fuhr einen oldtimer, kam mit seinen brüdern jede woche aus penzing zu uns nach purkersdorf und wusste schon viel.

er musste warten, bis ich ihm zu pfingsten einlud, ich hatte einen picknickkorb gepackt, wusste von einer romantischen waldlichtung und war bereit.
dieser nachmittag gehört zu einer meiner schönsten erinnerungen.
heute weiss ich wie selten das ist und welch glück ich hatte.

vater merkte was passiert war.
er sprach mich vorsichtig darauf an und ich gestand.
wir einigten uns darauf, mutter vorerst zu verschonen, ein skandal hätte niemandem genützt.
h. wurde mehrere abende von vater in den salon gebeten, zu einem männergespräch mit musik und whisky.
das hat er gut gemacht, der junge mann war sehr beeindruckt und ging behutsam und achtsam vor.
ich schwebte im 7. prinzessinnenhimmel und war die partyqueen.



irgendwann merkte auch mutter dass die kleine irgendwie nicht mehr so klein war, sie hielt mir lange vorträge über verhütung (wo ich doch längst wusste, dies ist bitte reine männersache !) rügte mein frühreifes verhalten, war ziemlich entsetzt.
mich liess das völlig kalt, denn zu diesem zeitpunkt wusste ich es bereits: meine freundin I. war schwanger.
von meinem bruder.

es gab eine hochzeit in weiss, was mir gar nicht gefiel, I. zog zu uns, mein neffe wurde geboren.
meine mutter war glücklich ein baby zu umsorgen, die partys gingen noch eine zeitlang weiter, andere paare bildeten sich, wir wurden alle langsam erwachsen.

ich arbeitete in der werbeabteilung der damaligen zentralsparkasse, verbrachte viele nächte mit h. im atrium, im steckenpferd, in der tenne, im cafe savoy,...
bei ihm in penzing fühlte ich mich wohl, mit ihm fuhr ich auf die insel rab um zu urlauben, ich lernte von ihm autofahren, machte den führerschein.
ich plante unsere zukunft und trug einen verlobungsring.
suchte ein grundstück im irenental aus, dort war ich ja als kind auf tante madelaines gut erlschachen so glücklich gewesen, dort wollte ich mit h. glücklich sein.


da musste er es mir gestehen: er stand kurz vor der hochzeit mit einer jungen frau, die für seine karriere, für seine zukunft besser geeignet schien.
mit ihr würde er das haus auf dem grundstück bauen.

(er hatte recht. heute bin ich froh darüber. gattin eines verkaufsdirektors in der autobranche wär nichts für mich gewesen.)
doch damals sah ich das anders. ganz anders.
mir brach das herz.
ich weinte, ich tobte, ich kündigte meine gute stelle.
ich zerschnitt seine hemden.
ich zertrümmerte seine geschenke.
ich litt.

wir schreiben das jahr 1968, im herbst stand mein 20. geburtstag bevor.

meine eltern waren ratlos.
doch vater hatte eine idee, die mich wieder ins leben rief.

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