Sonntag, 19. Juli 2009

gehört gesagt

manchmal ist das universum gut zu uns.

danke.

traumhaft

ich träumte heute von weihnachten.

als ich ein kind war, gehörte weihnachten für mich zur schönsten zeit im jahr.
der genuss begann ende oktober, da wurde mein geburtstag gefeiert.
davon erzähle ich vielleicht später einmal.
das leben lehrte mich, dass ich in vieler hinsicht priviligiert aufwuchs und der schöne traum meiner kindheit leider nicht standard ist.

am 23. dezember fuhren meine mutter, mein älterer bruder und ich zum gut meiner tante madelaine und ihrem mann lois.
diese aussergewöhnlichen menschen taten sich nach dem krieg zusammen, sie war eine gebildete dame aus wien, die in den 20iger-jahren mit ihrer gouvernante auf bildungsreisen in den orient geschickt wurde und später eine gesangsausbildung absolvierte. er war ein innsbrucker musiker, der im orchester die erste geige spielte.
durch die schrecklichkeit des 3. reiches wurde aus ihrer karriere nichts, er verlor ganz zu ende des krieges seinen linken arm.
also bezogen sie gemeinsam im wienerwald das große haus, eine klassizistische villa mit herrlichen antiquitäten, bauten stallungen an und begannen bauern zu werden.
8 ha wiesen und wald gehörten zum ehemaligen sommersitz, das ganze in einem naturschutzgebiet nur 25 km von wien entfernt.
meine kindheit war geprägt von diesem projekt, sie experimentierten begeistert, welche art von viehzucht die beste ist und wurden schliesslich experten der milchwirtschaft und der kälberaufzucht.
tante madelaine sang im stall klassische arien mit ihrem bemerkenswerten mezzo-sopran, onkel lois dirigierte beim füttern, sie diskutierten heftig ob der ton richtig oder falsch war. sein absolutes gehör duldete keinen fehler.
ich kuschelte mich zu einem kalb in duftendes stroh, eine katze im arm, ein junges schwein daneben, machte keinen mucks und mich möglichst unsichtbar, damit ich nicht weggeschickt wurde.

dort also, auf gut erlschachen, wurde das erste weihnachtsfest vorbereitet.
ich durfte onkel lois begleiten, wenn er mit säge, jausenbrot und seinem hund in den wald ging, um den baum auszusuchen, der dann im salon geschmückt wurde.
er durfte nicht zu groß und nicht zu klein sein, nicht zu krumm und auf keinen fall unregelmässig gewachsen. ich lief eifrig herum, band bändchen um mögliche favoriten, um dann dem onkel die auswahl zu überlassen.
der frühere besitzer des gutes, tante madelaines verwitweter vater, sass meistens in der varanda. früher war er kunsthändler, ein fan des jugendstils, von dem ich viel lernte. vor allem sehen, denn er erblindete im alter und es war mein job, ihn herumzuführen und meine eindrücke zu schildern. er wollte jede veränderung genau wissen und zwang mich mit liebevoller strenge, noch genauer zu erklären.
seine frühere haushälterin, ich nannte sie tante fanny, buk die besten zimtschnecken, meine mutter und tante madelaine kochten schwätzend in der großen küche.
wenn tante fanny und opapa abends in seinem zimmer verschwanden, wurde kichernd franzözisch gesprochen, der kinder wegen, und doch verstanden sie alles. opapa und tante fanny waren um die 80 und eine freude für jung und alt.
abends spielte onkel lois klassische musik. die schallplatten wurden wie diamanten behandelt, manchmal zupfte er auf seiner geige mit der verbliebenen rechten hand, weinte und seufzte.
wenn er in depressionen verfiel hielt tante madelaine flammende reden über die schönheiten des lebens. nützte dies nichts, drohte sie ihm "wenn du nicht aufhörst fahr bitte ein paar tage nach tirol. ich halte das nicht aus!"
das kam auch immer wieder vor, aber nie an weihnachten.
sie empfing ihn - nach spätestens 3 tagen - immer mit blitzenden augen und keinesfalls devot.
er wiederum hatte jedes mal ein geschenk für sie dabei.

der 24. dezember war geprägt von musik, spaziergängen, besuchern, und essen und trinken.
schinkenrollen,rindsuppe, braten, gemüse, erdäpfel, reis, salat, maronischaum, zimtschnecken, bratäpfel.
wasser, wein, sekt, saft, kaffee, später tee, whisky, likör.
der geschmückte baum strahlte, viele kerzen brannten.
keine bescherung.
räuchern von haus und stall mit duftenden getrockneten kräutern.

am frühen abend fuhren mutter, mein bruder und ich mit dem autobus nach hause.
unsere villa war nicht wiederzuerkennen:
vater hatte in der zwischenzeit für uns aus dem haus ein bilderbuch-objekt gezaubert:
in allen fenstern brannten kerzen. (am 24.12. durfte daheim kein elektrisches licht aufgedreht werden)
mit kerzen beleuchtet auch der garten.
lametta in den obstbäumen, zuckerwerk auf dem weg.
musik.
eine große tanne im zimmer, geschmückt und duftend. viele spritzkerzen.
die flügeltüre offen.
bunte päckchen unter dem baum.
viele.

es gab brötchen oder frankfurter würstchen mit gebäck.
glühwein, grog,kinderpunsch, tee.

mutter ging dann immer mit meinem bruder in die mette, ich erzählte meinem vater daheim von erlschachen.

am 25. dezember standen wir alle immer recht spät auf, wühlten in den geschenken, geschenkpapier lag herum, und zum frühstück gabs ein mittagessen im gasthof neunteufel.

jahr für jahr tat mir am 24.12. immer nur eines leid: dass ich um mitternacht nicht im stall sein konnte, wo doch an diesem tag um diese zeit die tiere mit den menschen sprechen!

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